Dienstag, 3. Februar 2015

Wusong Paotaiwan Wetland Park

Der nächste Tag lief nach der doch länger geratenen Nacht eher ruhig.

Leider musste ich schon um 11 Uhr aufstehen, da wir um 12 Uhr mit ein paar Freunden von meinem Dad zum Badminton verabredet waren. 
Also aus dem Bett krabbeln, kurz fertig machen, Badminton Schläger einpacken und los geht es.

Hier kann man sich in einer Sporthalle, welche normalerweise von einer Schule genutzt wird, Stundenweise einen Teil anmieten. Der Preis beträgt um die 2€ und der Hallenteil kann dann von beliebig vielen Leuten benutzt werden.

Wir wollten mit dem eigenen Auto hinfahren und direkt vor der Halle parken. Die Fahrt dorthin dauerte dann trotz der relativ kurzen Strecke um die 30 Minuten, da wir einen riesen Umweg fahren mussten weil sich wie so oft ein riesen Stau in einer der Straßen zur Halle bildete.
In der Halle angekommen war unser Bereich mit Badminton Netz schon frei und wir konnten sofort los legen.

So zwei Stunden Bewegung taten nach der Nacht ziemlich gut. Viele Chinesen kamen mit ihren Kindern dorthin um mit ihnen ein wenig Sport zu machen. Das sah allerdings meist sehr ernst aus, da die Chinesen immer und überall Leistung zeigen wollen, von Spaß war da wenig Spur. Wir hatten allerding sehr viel Spaß und als wir wieder zu Hause waren, gab es erst einmal eine Dusche und etwas zu Essen in einer Suppenküche neben unserer Wohnung.



Die nächsten Stunden verbrachte ich damit meinen nächsten Tag zu planen.

Es sollte zum „Wusong Paotaiwan Wetland Park“ gehen, welchen ich im Internet gefunden habe.
Dieser Park liegt in Baoshan, einem Außenbezirk im Norden von Shanghai, in den man trotzdem noch bequem per U-Bahn fahren kann.
Der Park befindet sich am Hafengebiet des Yangtze Flusses, auf einem so genannten „Wetland“, was Sumpfgebiet bedeutet. Hier wurden 1937 die vom Meer aus kommenden Flugzeuge im Krieg gegen Japan bekämpft. Die dort ansässigen Navy-Soldaten wurden „Paotaiwan“ genannt. In Gedenken an dieses Szenario wurde nun dieser 120 Hektar große Park errichtet. Also werde ich auf meiner Tour sogar noch etwas Geschichte mitbekommen.

Da während der Woche alle hier zur Arbeit müssen, blieb mir natürlich nichts anderes übrig als mich alleine ins Abenteuer zu stürzen.
Wie geht man also so einen Trip ganz alleine in China an?
Über Google-Maps machte ich zuerst die Location ausfindig um eine genaue Adresse zu bekommen. Nun schaute ich nach U-Bahn Stationen in dieser Nähe und wurde auch direkt fündig.
Über eine ziemlich praktische Handy App „Shanghai Metro“ konnte der Weg per U-Bahn sehr leicht geplant werden.
Hier gibt man einfach seine Station, von welcher aus gestartet werden soll, ein und die App sagt einem wo man um- und aussteigen muss. Dazu gibt es noch eine komplette U-Bahn Karte als Übersicht dazu.
Nun musste ich nur noch den Weg von der U-Bahn Station „Shuichan Rd.“ Zum Wetland Park mit Google Maps planen. Dieser konnte mit ca. 2 Km zu Fuß bewältigt werden.



Am nächsten Tag, habe ich dann mal wieder schön bis 11 Uhr „verschlafen“ und so machte ich mich etwas hektisch auf den Weg. Etwas Geld in die eine Hosentasche, das vollgeladene Handy in die andere und die GoPro in die Jacke.
Die U-Bahn Station liegt hier so gut wie vor der Tür. Ab da rein und die richtige U-Bahn Linie 9 gesucht. Laut App musste ich nach zwei Stationen zur Linie 3 umsteigen, was ich dann auch tat. Der Fußweg zwischen den beiden Linien betrug gefühlte 2 Km und überall sieht man nur Chinesen rumwuseln. Ein bisschen wie in einem großen Ameisennest. Mit der Linie 3 musste ich dann Richtung „Shanghai Railway Station“ fahren.
Nur blöd wenn es noch eine „Shanghai SOUTH Railway Station“ in genau der entgegen gesetzten Richtung gibt. In dem ganzen Durcheinander bin ich natürlich in die falsche Richtung eingestiegen, die Namen sind ja auch fast gleich.
Nach fünf weiteren Stationen ist mir mein Missgeschick dann auch aufgefallen und ich machte mich auf den Weg in die Entgegengesetzte Richtung.


So hatte ich dann noch ganze 25 Stationen vor mir, was um die 70 Minuten dauerte. Also genug Zeit die Chinesen in der U-Bahn zu beobachten.
Die meisten schauen in ihr Handy, welches IMMER ein iPhone oder iPad ist, und der Rest schläft. Ein paar andere glotzen einen an wie als wäre man ein Alien. Also habe ich mich auch einfach in mein Handy vergraben und fast die ganze Fahrt über etwas gespielt. Schadet also nicht wenn man hier in Shanghai ein paar gute Spiele auf dem Handy hat.


In der Innenstadt fährt die U-Bahn meist unterirdisch, aber wenn man dann etwas raus fährt, auch überirdisch. Das macht die Fahrt ein wenig angenehmer, da ich so ungefähr die Hälfte meiner 25 Stationen zusätzlich noch aus dem Fenster gucken konnte. Sonst ist U-Bahn fahren eher langweilig, hin- und wieder kommen kleine, arme Kinder auf Knien durch die Bahn gerutscht und betteln um Geld. Am besten vergräbt man sich dann hier, wie alle anderen Chinesen, auch in sein Handy und beachtet einfach niemanden. Man weiß ja nie was passiert, falls man dann doch sein Geld raus nimmt um ihnen ein wenig zu geben.

Endlich an der Zielstation angekommen, ging ich voller Abenteuerlust aus der Station und musste fest stellen, dass es hier kaum etwas zu sehen gibt.
Alles grau, herunter gekommen und überall Chinesen, welche einen hier im Außenbezirk noch komischer anguckten als in der Stadt. Wann sieht man dort auch schon mal einen Ausländer.
Also schnell Google Maps angeworfen und meinen Weg durch die Straßen zum Park gebahnt. Bei +7 Grad lässt es sich hier ganz gut wandern.




Nach 30 Minuten bin ich dann endlich am Park angekommen und musste fest stellen, dass dieser Menschen leer war, aber dennoch geöffnet hatte.
Mitten in der Woche wollte hier wohl kaum jemand rein. Der Eintritt kostete 10 RMB, was nach dem derzeitigen Kurs um die 1,40€ beträgt.
Die Stille tat, im Gegensatz zu dem ständigen rum gehupe der Autos und dem schreien der Chinesen, mal richtig gut.




So wanderte ich also durch den Park und hab ein paar richtig schöne Ecken sehen können. Wie z.B. einen Wasserfall, an dem leider kein Wasser lief, mit einer Höhle im inneren.



An der Promenade angekommen wurde ich dann mit einem coolen Ausblick für den weiten Weg belohnt.
Man kann sich gar nicht vor stellen wie viele Schiffe dort über den Yangtze fahren.



Auf meinem Weg kam ich danach noch an mehreren alten Luftabwehr-Waffen und Kanonen vorbei, welche aber leider nicht mehr alle original aus dem Krieg waren. Alle waren aufs offene Meer gerichtet.


Es war schon sehr gespenstig, ganz alleine durch einen Park mit teils zugewachsenen Wegen zu wandern.
Hin- und wieder hörte man Leute hinter irgendwelchen Büschen oder es kamen sogar ein paar Chinesen an einem vorbei gejoggt.



Alles in allem war die Idee zu diesem Park zu fahren ein lohnenswerter Alleingang, welchen ich nur weiterempfehlen kann.


Als ich nach 2 Stunden und gefühlten 10 Km Fußmarsch endlich wieder aus der Anlage heraus fand, hätte ich gerne ein Taxi für den Weg zur U-Bahn gehabt. Aber auf den Straßen war alles komplett dicht, da die Abendessen-Zeit eintrat. Hier geht wirklich nichts mehr auf den Straßen und man geht lieber zu Fuß oder nimmt die U-Bahn, welche aber auch brechend voll sein kann.



So lief ich nochmal die kompletten 2 Km zu Fuß zurück und warf mich dann erschöpft in die, zum Glück nicht so volle, U-Bahn Richtung unserer Wohnung. Belohnt wurde ich dort mit einem, durch das viele Laufen entstandenen, Loch in der Socke. Da weiß man was man getan hat.


Man kann oft mit Worten gar nicht beschreiben was hier in China auf den Straßen passiert, darum lasse ich noch ein paar Bilder sprechen.

Da sieht man auch schon einfach mal das Fleisch auf der Straße hängen:


Oder eine professionelle chinesische Metallbauer Werkstatt direkt an der Straße. Hier werden auf dem Bürgersteig Metallgitter für Fenster, zum Schutz vor Einbrechern gebaut.


Hier habe ich sogar schnell noch ein kleines Video des heutigen Tages zusammen geschnitten. Leider ist die Qualität und Framerate nicht so gut geworden.


Mein nächster Trip nach „Thames Town“, einer detailgetreuen Nachbildung einer englischen Stadt, ist für morgen auch schon geplant und der dazugehörige Bericht wird danach sofort folgen.

Somit lege ich mich jetzt erst einmal schlafen.

Gute Nacht!

Viele Grüße gehen auch noch an Steffi und alle meine Freunde raus, mit euch wäre es hier noch viel cooler :)

2 Kommentare:

  1. ...Loch in der Socke.... gröööhl
    Hast aber wohl hoffentlich noch welche zum Wechseln dabei :-)

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  2. Sechs weitere Paare um genau zu sein, aber muss die Tage mal auf Suche nach ein paar mehr gehen :D

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