Der nächste Tag lief nach der doch länger geratenen Nacht
eher ruhig.
Leider musste ich schon um 11 Uhr aufstehen, da wir um 12
Uhr mit ein paar Freunden von meinem Dad zum Badminton verabredet waren.
Also
aus dem Bett krabbeln, kurz fertig machen, Badminton Schläger einpacken und los
geht es.
Hier kann man sich in einer Sporthalle, welche normalerweise von einer
Schule genutzt wird, Stundenweise einen Teil anmieten. Der Preis beträgt um die
2€ und der Hallenteil kann dann von beliebig vielen Leuten benutzt werden.
Wir wollten mit dem eigenen Auto hinfahren und direkt vor
der Halle parken. Die Fahrt dorthin dauerte dann trotz der relativ kurzen
Strecke um die 30 Minuten, da wir einen riesen Umweg fahren mussten weil sich
wie so oft ein riesen Stau in einer der Straßen zur Halle bildete.
In der Halle
angekommen war unser Bereich mit Badminton Netz schon frei und wir konnten
sofort los legen.
So zwei Stunden Bewegung taten nach der Nacht ziemlich gut.
Viele Chinesen kamen mit ihren Kindern dorthin um mit ihnen ein wenig Sport zu
machen. Das sah allerdings meist sehr ernst aus, da die Chinesen immer und
überall Leistung zeigen wollen, von Spaß war da wenig Spur. Wir hatten
allerding sehr viel Spaß und als wir wieder zu Hause waren, gab es erst einmal
eine Dusche und etwas zu Essen in einer Suppenküche neben unserer Wohnung.
Die nächsten Stunden verbrachte ich damit meinen nächsten
Tag zu planen.
Es sollte zum „Wusong Paotaiwan Wetland Park“ gehen, welchen
ich im Internet gefunden habe.
Dieser Park liegt in Baoshan, einem Außenbezirk im Norden
von Shanghai, in den man trotzdem noch bequem per U-Bahn fahren kann.
Der Park
befindet sich am Hafengebiet des Yangtze Flusses, auf einem so genannten „Wetland“,
was Sumpfgebiet bedeutet. Hier wurden 1937 die vom Meer aus kommenden Flugzeuge
im Krieg gegen Japan bekämpft. Die dort ansässigen Navy-Soldaten wurden „Paotaiwan“
genannt. In Gedenken an dieses Szenario wurde nun dieser 120 Hektar große Park
errichtet. Also werde ich auf meiner Tour sogar noch etwas Geschichte
mitbekommen.
Da während der Woche alle hier zur Arbeit müssen, blieb mir
natürlich nichts anderes übrig als mich alleine ins Abenteuer zu stürzen.
Wie
geht man also so einen Trip ganz alleine in China an?
Über Google-Maps machte ich zuerst die Location ausfindig um
eine genaue Adresse zu bekommen. Nun schaute ich nach U-Bahn Stationen in
dieser Nähe und wurde auch direkt fündig.
Über eine ziemlich praktische Handy
App „Shanghai Metro“ konnte der Weg per U-Bahn sehr leicht geplant werden.
Hier
gibt man einfach seine Station, von welcher aus gestartet werden soll, ein und
die App sagt einem wo man um- und aussteigen muss. Dazu gibt es noch eine
komplette U-Bahn Karte als Übersicht dazu.
Nun musste ich nur noch den Weg von
der U-Bahn Station „Shuichan Rd.“ Zum Wetland Park mit Google Maps planen.
Dieser konnte mit ca. 2 Km zu Fuß bewältigt werden.
Am nächsten Tag, habe ich dann mal wieder schön bis 11 Uhr „verschlafen“
und so machte ich mich etwas hektisch auf den Weg. Etwas Geld in die eine
Hosentasche, das vollgeladene Handy in die andere und die GoPro in die Jacke.
Die
U-Bahn Station liegt hier so gut wie vor der Tür. Ab da rein und die richtige
U-Bahn Linie 9 gesucht. Laut App musste ich nach zwei Stationen zur Linie 3
umsteigen, was ich dann auch tat. Der Fußweg zwischen den beiden Linien betrug
gefühlte 2 Km und überall sieht man nur Chinesen rumwuseln. Ein bisschen wie in
einem großen Ameisennest. Mit der Linie 3 musste ich dann Richtung „Shanghai
Railway Station“ fahren.
Nur blöd wenn es noch eine „Shanghai SOUTH Railway
Station“ in genau der entgegen gesetzten Richtung gibt. In dem ganzen
Durcheinander bin ich natürlich in die falsche Richtung eingestiegen, die Namen
sind ja auch fast gleich.
Nach fünf weiteren Stationen ist mir mein
Missgeschick dann auch aufgefallen und ich machte mich auf den Weg in die
Entgegengesetzte Richtung.
So hatte ich dann noch ganze 25 Stationen vor mir,
was um die 70 Minuten dauerte. Also genug Zeit die Chinesen in der U-Bahn zu
beobachten.
Die meisten schauen in ihr Handy, welches IMMER ein iPhone
oder iPad ist, und der Rest schläft. Ein paar andere glotzen einen an wie als
wäre man ein Alien. Also habe ich mich auch einfach in mein Handy vergraben und
fast die ganze Fahrt über etwas gespielt. Schadet also nicht wenn man hier in
Shanghai ein paar gute Spiele auf dem Handy hat.
In der Innenstadt fährt die
U-Bahn meist unterirdisch, aber wenn man dann etwas raus fährt, auch
überirdisch. Das macht die Fahrt ein wenig angenehmer, da ich so ungefähr die
Hälfte meiner 25 Stationen zusätzlich noch aus dem Fenster gucken konnte. Sonst
ist U-Bahn fahren eher langweilig, hin- und wieder kommen kleine, arme Kinder auf
Knien durch die Bahn gerutscht und betteln um Geld. Am besten vergräbt man sich
dann hier, wie alle anderen Chinesen, auch in sein Handy und beachtet einfach
niemanden. Man weiß ja nie was passiert, falls man dann doch sein Geld
raus nimmt um ihnen ein wenig zu geben.
Endlich an der Zielstation angekommen, ging ich voller
Abenteuerlust aus der Station und musste fest stellen, dass es hier kaum etwas
zu sehen gibt.
Alles grau, herunter gekommen und überall Chinesen, welche einen
hier im Außenbezirk noch komischer anguckten als in der Stadt. Wann sieht man
dort auch schon mal einen Ausländer.
Also schnell Google Maps angeworfen und
meinen Weg durch die Straßen zum Park gebahnt. Bei +7 Grad lässt es sich hier
ganz gut wandern.
Nach 30 Minuten bin ich dann endlich am Park angekommen und
musste fest stellen, dass dieser Menschen leer war, aber dennoch geöffnet
hatte.
Mitten in der Woche wollte hier wohl kaum jemand rein. Der Eintritt kostete
10 RMB, was nach dem derzeitigen Kurs um die 1,40€ beträgt.
Die Stille tat, im Gegensatz zu dem ständigen rum gehupe der
Autos und dem schreien der Chinesen, mal
richtig gut.
So wanderte ich also durch den Park und hab ein paar richtig
schöne Ecken sehen können. Wie z.B. einen Wasserfall, an dem leider kein Wasser
lief, mit einer Höhle im inneren.
An der Promenade angekommen wurde ich dann
mit einem coolen Ausblick für den weiten Weg belohnt.
Man kann sich gar nicht vor stellen wie viele Schiffe dort
über den Yangtze fahren.
Auf meinem Weg kam ich danach noch an mehreren alten
Luftabwehr-Waffen und Kanonen vorbei, welche aber leider nicht mehr alle
original aus dem Krieg waren. Alle waren aufs offene Meer gerichtet.
Es war schon sehr gespenstig, ganz alleine durch
einen Park mit teils zugewachsenen Wegen zu wandern.
Hin- und wieder hörte man
Leute hinter irgendwelchen Büschen oder es kamen sogar ein paar Chinesen an
einem vorbei gejoggt.
Alles in allem war die Idee zu diesem Park zu fahren ein
lohnenswerter Alleingang, welchen ich nur weiterempfehlen kann.
Als ich nach 2 Stunden und gefühlten 10 Km Fußmarsch endlich
wieder aus der Anlage heraus fand, hätte ich gerne ein Taxi für den Weg zur
U-Bahn gehabt. Aber auf den Straßen war alles komplett dicht, da die
Abendessen-Zeit eintrat. Hier geht wirklich nichts mehr auf den Straßen und man
geht lieber zu Fuß oder nimmt die U-Bahn, welche aber auch brechend voll sein
kann.
So lief ich nochmal die kompletten 2 Km zu Fuß zurück und warf mich dann
erschöpft in die, zum Glück nicht so volle, U-Bahn Richtung unserer Wohnung. Belohnt wurde ich dort mit einem, durch das viele Laufen entstandenen, Loch in der Socke. Da weiß man was man getan hat.
Man kann oft mit Worten gar nicht beschreiben was hier in China auf den Straßen
passiert, darum lasse ich noch ein paar Bilder sprechen.
Da sieht man auch schon einfach mal das Fleisch auf der Straße hängen:
Oder eine professionelle chinesische Metallbauer Werkstatt direkt an der Straße. Hier werden auf dem Bürgersteig Metallgitter für Fenster, zum Schutz vor Einbrechern gebaut.
Hier habe ich sogar schnell noch ein kleines Video des heutigen Tages zusammen geschnitten. Leider ist die Qualität und Framerate nicht so gut geworden.
Mein nächster Trip nach „Thames Town“, einer detailgetreuen Nachbildung
einer englischen Stadt, ist für morgen auch schon geplant und der dazugehörige
Bericht wird danach sofort folgen.
Somit lege ich mich
jetzt erst einmal schlafen.
Gute Nacht!
Viele Grüße gehen auch noch an Steffi und alle meine Freunde raus, mit euch wäre es hier noch viel cooler :)
...Loch in der Socke.... gröööhl
AntwortenLöschenHast aber wohl hoffentlich noch welche zum Wechseln dabei :-)
Sechs weitere Paare um genau zu sein, aber muss die Tage mal auf Suche nach ein paar mehr gehen :D
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